Im Sommer 2009 entdeckte ein Mülheimer Bürger im Garten seiner Nachbarin einen stark verwitterten Stein, auf dessen Oberfläche die Fragmente des
Schriftzuges "Zeche Rosenblumendelle" zu erkennen waren. Auf der Suche nach Informationen wandte er sich über das Mülheimer "Centrum für
bürgerschaftliches Engagement e.V." (CBE) an den "Kreis der Bergleute und Bergbauinteressierten", zu dem auch das Projekt „Arbeitsgemeinschaft
Mülheimer Bergbau“ des „Initiativkreises Bergbau und Kokereiwesen e.V.“ (IBK) gehört. Bei einem ersten Vor-Ort-Termin konnte der Vereinsvorsitzende
des IBK, Lars van den Berg, den Stein sofort als den jahrelang gesuchten Gedenkstein der Zeche Rosenblumendelle identifizieren, der von seiner
Aufstellung im Jahre 1912 bis zur Stilllegung der Zeche 1966 im Innenhof des Bergwerks gestanden hatte und seitdem als verschollen galt. Schon in den
Jahren zuvor hatte die „Arbeitsgemeinschaft Mülheimer Bergbau“ vergeblich nach dem Verbleib des Steins gesucht, nachdem man bei Recherchen in
Archiven auf den Stein aufmerksam geworden war.
Schnell wurde die Entscheidung getroffen, den Stein wieder an seinem alten Standort aufzustellen
und das Projekt "Gedenkstein Rosenblumendelle" ins Leben gerufen. Die verantwortliche
Federführung für dieses Projekt übernahm der „Initiativkreis Bergbau und Kokereiwesen e.V.“ mit
seinem Projekt „Arbeitsgemeinschaft Mülheimer Bergbau“ in maßgeblicher Kooperation mit dem
„Centrum für bürgerschaftliches Engagement e.V.“.
Bergung und Aufarbeitung des Steins
Nachdem der Plan gefasst worden war den Stein zu bergen, mussten zunächst einige technische und
rechtliche Fragen geklärt werden, damit einer ordnungsgemäßen Bergung nichts entgegenstand. Als
erstes wurde die zuständige Denkmalbehörde in Kenntnis gesetzt, die den Stein jedoch aufgrund
seines Gesamtzustandes nach einem Besichtigungstermin als nicht denkmalwürdig einstufte.
Im nächsten Schritt holte sich die Projektleitung fachmännischen Rat eines Steinmetzmeisters, um
zu prüfen, ob sich eine Aufarbeitung des Steins lohnte und wie diese zu gestalten wäre. Bei dem
Stein handelt es sich um einen Sandstein, der jahrzehntelang liegend der Witterung ausgesetzt war
und dadurch starke Verwitterungen, Moosbewuchs und Abplatzungen aufwies. Dennoch erstellte der
Fachmann ein Konzept für die Restaurierung des Steins, die den größtmöglichen Erhalt des noch
vorhandenen Originalmaterials vorsah. Auch die Eigentümerin des Gartens, in dem der Stein lag,
gab ihr Einverständnis zur Bergung. Nachdem mit einem Rechtsanwalt auch die rechtlichen
Rahmenbedingungen abgesteckt waren und der Eigentümer des Grundstückes, auf dem der
Gedenkstein wieder aufgestellt werden sollte, seine Zustimmung zur Aufstellung gegeben hatte,
konnte die Bergung in die Wege geleitet werden.
Die erste Hürde, die genommen werden musste, war die Wiese, auf der der Stein lag. Durch ihre
unmittelbare Nähe zum Ufer des Rumbachs war die Fläche sehr feucht und somit nur nach längerer
Trockenheit mit dem benötigten schweren Gerät befahrbar. Entsprechend kurzfristig wurde die
Bergung schließlich angesetzt, nachdem mehrere Tage trockenes Wetter ein Befahren der Wiese
möglich machten. Unterstützung erhielt das Projekt vom THW, das mit einem LKW und einem Kran
den Stein von der Wiese hob. Erst während der Bergung stellte sich jedoch heraus, dass die vermutete Größe – und damit auch das Gewicht – des Steins
falsch eingeschätzt worden waren. Durch sein Gewicht war der Stein im Laufe der Jahrzehnte um nahezu die Hälfte in die Wiese eingesunken, sodass
seine tatsächliche Größe nicht erkennbar war. Beim Heben war der Kran nahezu an seiner Lastgrenze, sodass das Gewicht des Steins auf rund 1,2 – 1,5
Tonnen geschätzt werden konnte. Vom Rumbachtal wurde der Stein zur Restaurierung zum Betrieb des Steinmetzes transportiert.
Aufarbeitung des Steins
Die Aufarbeitung sah eine grobe Reinigung des Steins und den Erhalt der noch vorhandenen Fragmente - insbesondere des Schriftfeldes - vor. Zunächst
wurden der Schmutz und der Moosbewuchs der letzten Jahrzehnte vorsichtig vom Stein entfernt. Hierbei wurde besonders darauf geachtet so schonend
wie möglich zu arbeiten, da der Stein an einigen Stellen starke Verwitterungen aufwies. Gleichzeitig wurde eine Reinigung angestrebt, die zwar den
Schmutz beseitigen, den Stein aber noch als historisches Relikt erkennbar erhalten sollte. Eine vollständige Entfernung der „Patina“ hätte das
authentische „alte“ Erscheinungsbild des Steins zu stark beeinträchtigt.
Im nächsten Schritt wurden die Fragmente der Schriftzüge durch Hinterspritzung mit einem
Spezialklebstoff gesichert. Leider stellte sich hierbei heraus, dass der Zustand des beschrifteten
Feldes derart marode war, dass wesentlich weniger Fragmente erhalten werden konnten, als
zunächst gehofft. Anhand von historischen Fotos des Steins, die unser Vereinsvorsitzender
kurzfristig aus den Fotobeständen des Vereins zur Verfügung stellen konnte, wurden die fehlenden
Teile der Schriftzüge fachmännisch rekonstruiert und ergänzend in die Beschriftungsfläche graviert.
Zusammen mit den erhaltenen Fragmenten der Originalschrift ist somit die komplette Beschriftung
des Steins in einer Mischung aus alten und neuen Teilen wieder hergestellt worden.
Nach Fertigstellung der Arbeiten wurde der Stein – wieder mit Unterstützung des THW – zu seinem
neuen und zugleich alten Standort auf dem Gelände der ehemaligen Zeche „Rosenblumendelle“
transportiert.
Wiedereinweihung und Danksagungen
Bereits vor der Anlieferung des restaurierten Steins wurde der Standort auf dem ehemaligen
Zechengelände festgelegt. Zwar war der frühere Standort anhand von alten Fotos genau
rekonstruierbar, jedoch befindet sich am früheren Aufstellort heute ein Parkplatz. Den Kompromiss,
den Stein ca. 2 m weiter neben die Parkfläche zu stellen, wollten die Initiatoren des Projektes
jedoch nicht eingehen, da hierfür zum einen umfangreiche Rodungsmaßnahmen an der vorhandenen
Begrünung durch Bäume und Sträucher notwendig geworden wären. Zum anderen wäre der Stein
ständig von parkenden Autos verdeckt und zugleich der Gefahr von Beschädigungen durch Autos
ausgesetzt worden.
Bei einem Vor-Ort-Termin entschied man sich schließlich den Stein ca. 10 m weiter am anderen
Ende der ehemaligen Waschkaue aufzustellen, da hier die Zufahrt zum heutigen Gewerbepark
Rosenblumendelle liegt und der Stein an dieser Stelle somit wesentlich besser zur Geltung kommen
würde. Durch den Eigentümer des Geländes wurde ein Fundament mit einer Stützkonstruktion
errichtet, sodass der Stein mit sicherem Halt aufgestellt werden konnte.
Am 23.07.2011 konnte der Stein feierlich wieder eingeweiht werden. Unter großem Interesse der Öffentlichkeit wurde wenige Tage vor dem 45. Jahrestag
der Stilllegung der Zeche Rosenblumendelle der mit einem schwarzen Tuch verdeckte Gedenkstein enthüllt. Zuvor hatte Ulrich Turck als Finder des Steins
die Wiederentdeckung geschildert. Christian Giardina vom "Centrum für bürgerschaftliches Engagement e.V." schloss sich mit Danksagungen an alle
beteiligten Ehrenamtlichen an. Auch der Vorsitzende unseres "Initiativkreises Bergbau und Kokereiwesen e.V." (Projekt "Arbeitsgemeinschaft Mülheimer
Bergbau") Lars van den Berg dankte allen Beteiligten sowie den Mülheimer Bergleuten und widmete ihnen den Stein als Denkmal für ihre Arbeit. Im
Anschluss an die Einweihung hielt Lars van den Berg im ehemaligen Magazingebäude der Zeche einen Vortrag über die Geschichte des Mülheimer Bergbaus.
Außerdem zeigte Jörg Albrecht das im Bau befindliche Modell der Zeche "Rosenblumendelle".
Danksagungen
Das Projektteam möchte sich an dieser Stelle für die tatkräftige Unterstützung bei der Verwirklichung des Projektes in Form von Sach- und Geldspenden
sowie Sachleistungen bei allen Beteiligten bedanken. Besonderer Dank gilt:
Herrn Ulrich Turck, Herrn Christian Giardina (Centrum für bürgerschaftliches Engagement e.V.), Frau Barbara van Beek, Herrn Thommessen und seinem
Team vom "Technischen Hilfswerk" Mülheim an der Ruhr, Herrn Horst Detmers (Dank auch an André und für die Brötchen sowie den Raum), Herrn Arne-Björn
Brinken und der BV, Herrn Klingberg, den Mitgliedern des "Kreises der Bergleute und Bergbauinteressierten", Herrn Rechtsanwalt D. Meske, Herrn Jörg
Albrecht, der Stadt Mülheim an der Ruhr, den Vereinsmitgliedern des "Initiativkreises Bergbau und Kokereiwesen e.V." und allen Ehefrauen und Ehemännern
für Ihre/Eure Geduld.
Und ganz besonderer Dank gilt natürlich den Mülheimer Bergleuten, ohne die es die Zeche und damit den Gedenkstein nicht gegeben hätte. Sie alle haben
einen großen Beitrag zur Entwicklung des Ruhrgebietes und der Stadt Mülheim an der Ruhr geleistet und dafür ihr Leben und ihre Gesundheit riskiert,
geschädigt oder verloren. Euch allen gilt der Gedenkstein als Denkmal!
Glückauf!